2017-09-23 #neukölln #frühherbst

War eben Laufen. Das Estrel leuchtet nicht mehr tajmahalleicht in der Abendsonne. Nun leuchten nur die großen Leuchtreklamen von McDonald's, von Auto-Teile-Unger über dem leeren Parkplatz. Diese dunklen, nasskalten Jahrestage, die jetzt anbrechen, die Nacht immer früher. Ich laufe vorbei an Passanten, denen die Displayhelligkeit ein Leuchten ins Gesicht wirft unter der Kapuze. An erleuchteten Fenstern, der Leuchtreklame an der Bushaltestelle. Regentropfen am Rand der Windschutzscheibe angeleuchtet. Besinnung, Einfinden, Licht aus, Regen auf das Blech vor dem Fenster, Lauschen. Die Weite kommt nun aus Büchern, im Fernsehen. Der Mensch wird zu Schmelzkäse. Am Anfang riecht das alles recht frisch und erdig, wie frischgefallenes Laub im Wald, doch späterhin, ich weiß schon, wird das noch ranzig. Aus Melancholie-La-Lie-Geklimper (wow, ein Klavier, es klingt wie ein Klavier, wie schön) dann Melankolik, malign. Ich habe heute morgen vor dem Küchenfenster eine Krähe krächzen hören.
Der Shift zwischen Indoor- und Outdoor-Jahreszeit, zwischen weitem Himmel und dunkler Gemütlichkeit, Displayleuchten in der beschlagenen Fahrzeugkabine auf dem nur fast leeren Parkplatz vor dem geschlossenen Auto-Teile-Unger, der Abschied vom Frühsommer zum Frühherbst, kommt hier illustriert an zwei Musikvideos von Real Lies: Die ›Dab Housing‹-Grillparty [1] auf einem Londoner Dach (naja, Londoner Sommer) und die vibes von Grillschwaden, Sneakers, Dosenbier resp. die Indoor-Club-Beats von ›North Circular‹ [2], im Regen, Rücklichter, Nacht, ja ›Deeper‹ [3] auch.

[1] https://www.youtube.com/watch?v=LnDxZOkcZaE
[2] https://www.youtube.com/watch?v=oojMM3APqK8
[3] https://www.youtube.com/watch?v=xQccYghgB9o