Aus dem Dickicht des Netzes, die Tracks des Jahres. Abseitiges und bestplatziertes, angefangen beim 22jährigen Mac DeMarco, dem croonenden, goofy-breit-grinsenden jizz jazzenden Kanadier, der in diesem Jahr Debüt vor- und Nachfolger nachlegte. Irreversibel eingängig seine Ode an Zigaretten der Marke Viceroy, die laut billigzigaretten24.eu schlappe dreißig Euro die Stange kosten (Um Ihre Geld zu sparen). Dear ist mir auch sein Mea culpa als die Nachbarschaft aufscheuchender Chaot, und dann wird ihm gerade in Hamburg sein Mac geklaut, traurig. Hoffentlich darf man ihn dennoch bald wieder hierzulande auf der Bühne sehen; das muss so ungefähr ein Hin- und Herspringen von Shuggie Otis zu Jonathan Richman sein, Tränen und Bier sollten auch fließen. Darauf folgt Matthew E. White aus Richmond. Sieht aus wie der Bear von Canned Heat, hippiesk und boogiend ist auch der Klang seiner Lieder. Big Love mit Ja, ja, ja-Chören, buckelndem Bass und Bad Seeds-Instrumentierung der Abattoir Blues-Phase, wobei man dort die Hymnen wohl gotisch-strenger strukturiert hat, hier dagegen losgelöster-lässiger jubiliert wird. Überhaupt, keine Furchen, sondern satte, sonnige Kammerspielereien, little joy und Devendra-Blinzeln. Ebenso retro-analogseelig klingt die Aufnahme von Make It Known des Duos Foxygen aus Los Angeles, dabei jedoch ungleich roher und verschwurbelter. Freischaffend wie Kollege Ariel Pink, betreiben die beiden 22jährigen was als de-Wes Andersonization des Kanons von Rolling Stones bis Bowie gepriesen wird. Als Produzent fungierte Richard Swift, den auch Gardens & Villa als spirituelle Leitfigur verehren. Nochmal roher rumpeln die generationenüberfreifenden Coo Coo Birds aus San Francisco. Wild und laut und zu dritt unterwegs im Psychedelic School Bus. Dabei fahren sie vielleicht Evil Eyes ans Bein, das zu einem Quintett angewachsene Duo aus derselben Stadt mit Meerbrise. Drei Veröffentlichungen seit Februar über den eilig gestarteten eigenen Plattenverlag. Debüt-LP ist fürs Frühjahr angekündigt, versüßen sich derweil die Aufnahmen mit Fernet Branca. Dark pop lautet die treffende Selbsteinschätzung. Quietschbunt-vergnügt dagegen Yung Life, das Quartett aus Knoxville, fertiler Grund für frische Töne in letzter Zeit. VHS-Ästhetik im Video und ihr eponymes Debüt deckt die ganze Produktpalette von Cassette bis digital ab. Pop-poppig ebenso Pompeya, Quartett aus Moskau, mit EP Foursome, die es zuletzt auch zum Gratiszug gab. Aufgenommen in LA, touren sie doch meist daheim in Russland. Stilbruch Arca, dystop-distorted desorientiert erscheinen Optik, Stimme und die minimalen Beats. Eine physische Anstrengung, Plattentitel Stretch ist angebracht. Aus Venezuela kommend, mittlerweile in New York City beheimatet, auch auf dem örtlichen Label UNO NYC. Ein ebensolcher Klangbeuger ist Blank Banshee, der auch dem Glitch-Screenshooting frönt. Easy listening ist morgen wieder. Produziert hat der Kanadier neben seinem 0-Mixtape auch den pfiffigen Spaß-Rapper Gorgeous Geordie. Gleichermaßen findig, doch schon ein paar Likes vorneweg ist Mitkanadier Doldrums, Lieferant auf dem möglichen It-Label Arbutus Records. Ein bisserl fernöstlich gesamplet, oft yeasayerlike (anno All Hour Cymbals; auch das Titelbild!) rauschend. Glücksfall White Ninja Leo Marz aus dem mexikanischen Monterrey, classe 1979, darf einen Master of Fine Arts in Krems, Österreich, vorweisen und Ausstellungen vielerorts. PCU bounced up and down, aerobic elastic, das ist Berimbaudehnen/jaulen. Der Untergrund ist trampolin, vibrierende Membran. Spieluhrentintintin wie Eels, Störfeuer der Effekte, cartoonhaft in der Klangästhetik. Schlagende Schmissbeats, dann wieder dehnend gummitwist in die Länge gezogen und wieder Klatscher. Synthieperpetuen overlayed emporkreisend. Die wandelnde Stimme Tavo Figueroas, die die Durchblicke des Klangwuchses ausfüllt. Ein Krähen. Glückwunsch! und ab zum Gabba-Gabber des tℜ ¥ Ğ∆₮€$. Damit auch eine Einführung in die Welt der (diakritisierenden) Sonderzeichen, mit denen die digitale Hemissphäre sich und seine Hashtags Seapunk, Juke, Trap, Trill, Vaporwave und was sonst gerade noch verschossen wird, schmückt. So ist tℜ ¥ Ğ∆₮€$ auch nur ein Nutzername des Philadelphia-Duos Westside Schmucks, die es haptisch auch auf Mad Decent gebracht haben. Passiert aber dennoch weiterhin, dass sie Aquagen samplen und trappen. Paul musste das auch erfahren, als ihn Kid Klimax zum Trap-Refix aufgemöbelt hat. Helter Skelter vorwärts und rückwärts und reingerutscht ins post-antologische Zweitalter. Geht aber auch ab, ey. Das Kid beheimatet in Bismarck, born and raised in Miami und beseelt mit Chopped & Screwed, Drum n Bass, wer weiß wie jung er wirklich ist? 23 Jahre ist dagegen auch schon Cabo Blanco Cardenas aus dem Big Apple alt, die Zukunft spricht Bass (tropisch). Neben Usher werden auch Fiona Apple oder Jai Paul in die Bearbeitungsansicht gedragged&dropped. Interessiert sich augenscheinlich auch für Fußball und ist wie viele der Ganzvorderen im Web-Zirkus affiliert, das ist er jawoll mit der #TOMCREW. Usher findet sich passend auf der Sprung Melodic Trap Compilation. Mitten im Trap angelangt also, der nach ein paar Monaten webflourishing auch schon wieder für überholt erklärt wurde. Das mingle-mangled sich wohl eh alles zu einem Nineties-Bastard mit anderen Subcurrents. Beat bleibt Beat und wenn der so verführerisch knisternd scheppert wie bei Zackey Force Funk ist alles gut und es könnte ewig fort sich perpetuieren. Tucson, Arizona, seine Heimat, no time for bullshit, she got funk, das ist oldschool. Eigentlich unpassend, dass der Nite Flite sich auf einer Zusammenstellung eines It-Kollektivs, diesmal Astro Nautico aus Brooklyn, findet. Besser angekommen dagegen beim fein selektierenden Woozy Tribe Kollektiv, wo er ebenfalls was rausgebracht hat. Das Motiv des Basketball schieben die LAer vom Basketball Camp vor, unterfüttert mit Bässen und slowed down Toto-Refixen. Lakers' Lament ist zwar nicht des Vogels Klage, aber als Einläufer einsetzbar. Haha, die Built This (Single) ist mit der Preisangabe $999.99 ausgezeichnet. Zurück zu Cabo Blanco, der eben Jai Paul, der ja irgendwie nicht recht in die Releasegänge kommen will, nochmal anschiebt. Sein Dub Mix von Jasmine beruht dabei noch auf der Demoversion, poltert-töpfert perkussiv nach Belieben. Bereitgestellt von der Phi Unit auf dem So Emotional 2 Sampler. Rar gemacht im Profil haben sich 5kinAndBone5, doch tut das dem Hype keinen Abbruch. Kaum möglich, dass das Duo überhaupt irgendwann aus den virtuellen Welten zur Wirklichkeit findet, dann wäre es aber in LA/SF. Die High School auf Matrixxmans Seite absolvierte er den Angaben zufolge auf Virtual Reality. Das Beiheft Sex Lies & Videochat sicherte sich Discobelle. Mit Vin Sol, dem californischen Zupacker mit dem großen Output - dass der Track schon längst wieder runtergenommen wurde, um Platz für Neues zu schaffen - spielte er an Weeknds Crew Love rum und der Eingangsrush ist schon tight. Vin Sol und 5kinAndBone5 technoisieren sich über Detroitruinen ins Abseits, Sade mahnt in die Parallelgefüge, future deep. Und auch Juke wird wieder angeklickt, DJ Paypal Super High. Fast forward, doch behände geschmeidig grazil dabei. Juke siedelt in Chicago und ja, da fehlt Traxman in dieser Liste, doch sein Footworkin On Air kostet. Beide verlegten dieses Jahr auf Sewage Tapes, auch so ein bookmarkbarer Begriff. Schließlich der erste Europäer, Seekuhtreiber Go Dugong aus Piacenza. Housy dreamy chilly ninety shoegazy = All I Wanna Do. Promotet vom AMDISCS Future Reserve Label, die mit dem guten Riecher. Weg von der sinnlichen Erfahrung zur virtuellen Ersatzhandlung, das CRCKSMRF CVЯ₮ЄL relaxt in Trance. Ein Trip nimmt den nächsten vorweg. Space esoterism, die Grafiken, die Klänge, die Motive einer dispersivglibberigen Post-Demenz. Ein Kollektiv aus Frankreich. Simpler ist da Vaporwave, Samples aus der Telefonschleife der achtziger Jahre und dazu Bilder von hach!ziger Seeligkeit auf VHS. Coocooning und Kuscheln. Tumblr zu den Klängen ist Pflicht. Beschlagwortet auch mit Computergaze, Ambient, (Try Rad Magma's) Eccojams und Post-sowieso. Egal von wo, da kann auch die junge Luxury Elite in Kentucky sitzen. Perlende Yuppie-Traum-Höhen hat sie auch in ihrem Deep Red Misch re-evoziert für die Sendung. Vorreiter war wohl noch aus letztem Jahr Dreams West mit seinem self-titled, die Epiphanie. Rübergleitend vom Vaporwave in den Nu Ambient, die Wohnzimmer-Flausch-Visionen (Kaminfeuer in Endlosschleife mit Befehlsanzeige) solcher Verwerter wie Sun Up und Ailanthus Recordings. Eingeführt von Sean aus Boston, der als MJ Linckoln und Malibu Locals Only über das slowed chopped & screwed dorthin gefunden hat. Dry Days; Wet Dubai erinnert an das Hintergrundmotiv von melancholisierenden Games im Pause-Modus, Hafenszenerie einer Mafiasequenz. Music is a very big and strange thing, tangible. Berimbau ein verführerisches Dokument seiner Frühphase. A chopped and screwed song is a deep mysterious new world of song. No chops dagegen bei Seal Arose From A Kiss, i simply slowed the collection of 29 songs we assembled to around that 50-70% range, adjusting for whatever speed created a groove that didn’t drag or rush. then i applied a universal reverb effect. Auftauchen in strahlendere, disney-Gefilde mit dem Lovelock Remix von Steve Moore aus Pittsburgh. Nochmal Weeknd, aber nur um VΞRACOM'z Willen (Dallas, Jg. 1991). Von ihm auch sehr nice das gay mixtape thug hug. Expertise im Remixen dagegen zuhauf bei Kaytranada (Sub-genres got me phukked up). Wieder mal Montreal. Vorletzt was großes, in Fame-Maßstäben gesprochen: Yeasayer, drittes Album, Brooklyn, die erste Hälfte gut hörbar, dann eher solalla, but still-;. Da a dabei war früher auch Sinkane, nun Majorlabel, Plattendebüt, alles gut. Da kann dann Ira Wolf Tuton auch mal wieder Bass spielen wie ers am besten kann und nicht mehr so gut tut bei Yeasayer (s.o.). Hinten heraus ein kurzer Skit der woozytribenden Cemetery Family Band, sektiererisch archaisch karg stilisiert, Vater, Mutter, Schwester und Bruder aus Connecticut. Broken Money ㋛ That’s all, folks.