BERLIN

Gemäldegalerie. Ein bloß einfallsfreier 9oEr-Bau, der zurückgesetzt, als jüngstes Relikt, von der rollenden Potsdamer Straße liegt, just gegenüber der Staatsbibliothek, dem anderen fehlfarbenen Bau. Wo Service und Eleganz noch in der Variante preußischen Klassizismus aufgehoben sein konnten, ist defätistisch geistlos der Unfreundlichkeit und der seniorilen Bequemlichkeit, rentner-beige breitgetreten, stattgegeben worden. Ach, schießt doch man gleich das Gehängte auf den Mond, a.D. A.D. | Gleichwohl, der Widerwille weicht der Milde beim Betrachten der Gemälde. Diese nur mehr als haptische Verweise auf deren digitale Verfügbarkeit, Auffindbarkeit. «Du Sollst Dir Kein Abbild Von Mir Machen», sprachs die Portraitierten aus vor dem beikommensschwachen Bildsensor. Doch, die Digitalisierung. Und Apple-weiß ist rentner-beige. | Abfolgend dem altbekannten Narrativ: Rogier van der Weyden malt untenan wieder einen Zugang zur Kanalisation im Middelburger Altar. Bewehrt mit Eisengitter, liegt der Eingang dahineinziehend gefährlich nah am Kinde, das als Bündel dareinkugeln mag; plumps in die Katakomben. | Das Bildnis eines feisten Mannes | Lust am Chaperon | Geborgen in seinen Roben, dem Betrachter den Rücken zugewandt, nicht platt ikonisch, einnehmend: Aelbert van Ouwaters Die Auferweckung des Lazarus (1450/60) - da kommt er wieder aus der Kanalisation gestiegen | Die Fleet Foxesization des Bruegel gleich der Wes Andersonization des Backkatalogs der 1960Er. Blickt auch die Meeresgöttin rüber, irritiert-pikiert. Zwei Affen rechterhand: Ein Affe schaut den andern an, der dritte im Bunde, den Affen an, der andere erblickt ins Bild. | Braunschweiger Monogrammist: Die lockere Gesellschaft (Bordellszene), um 1533/40. Raum 7 wie Bruegel. Kinobühne. Zwei raufende Frauen zur Rechten der Trennwand, langt die eine der andern eine (Bewegungsablauf gerenderd wie GTA zu Vice City-Zeiten). Stehen zwei Männer drumrum und eine Frau, die den einen von einem Eingreifen zurückhält, entschieden. Der andere gießt eine Kelle Wasser auf die Gemüter. Hinten ein Quader himmelblau, der Piepvogel schaukelt. Schmierereien - Krakelei und Skizzen - an der Innenwand. Links der Trennwand die Tafel. Das Figurenpaar hinüberblickend zur Rauferei. Trefflich prägnant einkehr geschmiedet. Gelbe tight pants, das Säcklein prall (Judas gewogen), kokett die Ferse angehoben, leicht gekreuzt das Beinpaar steht er da, noch sich abstützend mit einer Hand am Abschluss der Trennwand. Die Ballerinas des Mick Fleetwood Mac des Rumours-Einband. Sie sitzend, dreht sich halb. Nichts derbes in ihren Zügen unter der weißen Haube wie bei den beiden Raufenden. Upstairs geht es auch. Ein Bauchladenverkäufer (Kondome). Ein Ort sich hingebender Virilität. | Die Inszenierung der Flucht nach Ägypten in flämischen Hügeln | Die ganze Wand Raum 1 Hans Holbein d.J. mit 5 Portraits. [post-Schließfachrekurs] Partien wie computeranimiert. Ein Wunder der Ausgestalltung. Das halblinke sowie das mittlere natürlich, Herzog Anton der Gute von Lothringen und der gute Georg Gisze. Sein Ärmel, plusternd, die Vase, die Decke auf dem Tische, jedesmal blickkräftigmächtig. Des Herzogs Ausdruck alters-, der Georg ein topossetzendes whatever!, überlegene Indifferenz, postsaturiert, indie-hip-bi-Unentschiedenheit ohne Unsicherheit. Was denn die Background-Töne mal aus dem Grünen ins blaue. | Augsburgisch: Bildnis einer Frau, um 1512. erst Grosz dann wieder solchermaßen, oder Dame in weiß des Pauser, was dem nicht gleichkommt. Was eine Wirkung. So reduziert. Hübsch ist sie nicht, passt sie in ihrem gelangweilten Blick zu Gisze. Ihr Kopfputz, Apple-bieder weiß mit biederlichem klarblauem Rand. Das Bürgertum prevailed leise. | Wieder in die Renaissance released nach all dem dazwischen | Andrea Mantegna: Darstellung Christi im Tempel, um 1465/66. XP zuvor als embryonaler Alien, hier ein bandagiertes Bündel. Halbschatten. Rahmen im Rahmen. Halbfiguren, dramatic close-up. die fernboundenen Blicke der Figuren an den beiden Rändern, possibly Mantegna selbst und seine Gemahlin Nicolosia Bellini. welch Sehnen/abgründe. Der Pashmina (made in Shina) auf den Schultern des San Simeone. Brokat! Coolness! disprezzo malinconico aristocratizzante. | beh, + Mantegna // Kardinal Lodovico Trevisano Icona | beh, Botticelli | Eine architektonische Vedute ok | Noch eine Berliner Unfreundlichkeit gibt es im Museumsshop mit.